Von Papier und Bleistift zur automatisierten Routen-Tourenplanung

Neue, intelligente Transportplanung beim Büromöbelhersteller BGO Holding reduziert Fahrtstrecken, lastet Frachtraum besser aus und unterstützt damit aktiv bei der Reduktion von Umweltemissionen

Die BGO Holding ist eine internationale Unternehmensgruppe für Büromöbel mit vier starken Marken und einem Umsatz von rund 250 Mio. €, davon ca. 50 % in Österreich und 50 % international. Rund 1.300 Mitarbeiter arbeiten an drei Produktionsstandorten in Österreich. Die bgo montage & logistik ist die Eigenmontagefirma der vier BGO Marken bene, hali, neudoerfler und planmöbel.

Die bgo montage & logistik plante bislang Disposition und Transport ihrer Büromöbel für ihre Unternehmenskunden aus Deutschland und Österreich in klassischer Art und Weise, d.h. mit dem Erfahrungswissen des Disponenten und gebietsweisen Planungsansätzen. In Österreich umfasst dies auch die Montageplanung vor Ort. Mit Einführung der Routen- und Tourenplanungs-Software ProfiTOUR von flexis beginnt das Zeitalter der integrierten Planung und Disposition. Die Software übernimmt einen großen Teil der manuellen Arbeit des Disponenten bei der Planung und schafft somit freie Zeit zur Optimierung des Gesamtablaufs und für die Weiterentwicklung der Transportlogistik (Abwicklungskonzepte, Subunternehmerauswahl und Weiterentwicklung). Dies führt zu effektiverem Arbeiten und ermöglicht eine standortübergreifende Disposition.

„Im Pilotprojekt hat sich der Planungsaufwand für unsere Disposition um 40 bis 50 Prozent verringert. Ähnliche Resultate mit positiven Auswirkungen auf unsere Wettbewerbsposition erwarten wir für den Produktivbetrieb“, sagt Peter Morawetz, Geschäftsführer der Konzernlogistik für die bgo montage & logistik GmbH.

Ausgangslage

Die drei österreichischen Hersteller von Büromöbeln beliefern Kunden jeder Größe – vom Kleinbetrieb bis hin zu Konzernen wie Lufthansa, Deutsche Bahn oder Strabag. Die Schwerpunkte der Geschäftsaktivitäten liegen in Deutschland und Österreich. Die Marktbedingungen haben sich zuletzt verschärft: In der Möbellogistik herrscht ein akuter Mangel beim Fachpersonal sowohl in der Montage als auch im Transport. Lieferanten wiederum rufen durch die unterschiedlichen Supply Chain Störungen erhöhte Preise auf, die die Hersteller aber nicht eins zu eins an die Kunden weitergeben können.

Dieser Herausforderung begegnet die bgo montage & logistik GmbH mit Qualität, effizienter Arbeitsorganisation und der Einführung einer neuen Software, die sämtliche Prozesse integriert. Qualität beginnt für Morawetz bei der Qualifikation der Mitarbeiter, die für einen zuverlässigen Transport und ein freundliches und kompetentes Niveau in der Auslieferung verantwortlich sind. Mit guten Löhnen für gute Arbeit punkten ist eine wichtige Komponente in diesem Konzept. Ein weiterer Baustein ist die effiziente Arbeitsorganisation für die Disposition. Als technologische Klammer dient die integrierte Transport- und Tourenplanung: Leerfahrten sollen der Vergangenheit angehören, Produktion und Disposition langfristig eine Einheit bilden und Fahrer im Zusammenspiel mit Speditionen und Partnern kosteneffizient arbeiten. Ausgewählt hat Peter Morawetz dafür die Routen- und Tourenplanungs-Software ProfiTOUR von flexis.


Eine Lösung für vier Marken

Zum Unternehmen gehören die Hersteller bene, hali , neudörfler und planmöbel mit drei unterschiedlichen Fabrikationsstandorten. Aufgabe der bgo montage & logistik ist es, den Transport für die drei Hersteller bene, hali und neudörfler zu organisieren. Schritt für Schritt, Standort für Standort. Die elektronische Tourenplanung ermöglicht mittlerweile eine gemeinsame Disposition. Gebietsdisponenten sollen z. B. für Deutschland oder eine Region in Österreich verantwortlich sein und Produkte aller vier Hersteller beplanen.

Die Tourenplanung vollzog sich bisher zunächst im Kopf des Disponenten, der sie „mit Google Maps und Bleistift“ auf Papier umsetzte. Eine Variantenplanung, z. B. von unterschiedlichen Routen in Deutschland, schließt dieses Verfahren aus zeitlichen Gründen bislang aus. Mit der neuen Lösung wird der Disponent von manuellen Tätigkeiten entlastet, damit er die nötige und sinnvolle Zeit für diese Planung hat.

Zuschlagskriterien für diese Softwarelösung

Von Anfang an war klar, dass die Auswahl für eine Softwarelösung gewissenhaft und mit der nötigen Genauigkeit erfolgen sollte. Daher beauftragte Morawetz zunächst Consulting-Unternehmen mit der Marktsondierung. Von einer guten Handvoll Anbieter blieben zwei in der engeren Auswahl. „Für uns war und ist es ein ganz wesentlicher Aspekt, die Produktions- und die Lieferplanung miteinander zu verknüpfen. Wir haben drei Hersteller, die just in time die Ware in die Container produzieren und keine Lagerfertigung“, beschreibt der Geschäftsführer die Komplexitätsstufe, die letztendlich nur zwei Anbieter abbilden konnten.

In der anschließenden Testphase hatte das Unternehmen die Daten der Touren des Vorjahres an die beiden Anbieter übermittelt und sie gebeten, daraus optimale Tourenvorschläge zu entwickeln. Nach intensiven Gesprächen mit Vertretern beider Unternehmen und dem Vergleich der Ergebnisse bekam letztlich die flexis AG den Zuschlag.

Ausschlaggebend waren zwei Punkte:

  1. Funktional: die Möglichkeit in der Disposition, Positionen stückweise, z. B. wegen einer Nachlieferung, zu verplanen.

  2. Erweiterte Funktionen zu ergänzen, z.B. die Montageplanung in die Transportplanung zu integrieren.

Darüber hinaus gab es bereits in der Angebots- und Konzeptphase einen guten persönlichen Kontakt und Austausch und das flexis-Team berücksichtigte die Anforderungen und Wünsche des Kunden.

Schritt für Schritt zur integrierten Planung

Der Go-live von ProfiTOUR begann im April 2021, zunächst bei hali, wo sie inzwischen abgeschlossen ist und erfolgreich im Betrieb ist. Als nächster Produktionsstandort wird bene, gefolgt von neudörfler in die Tourenplanung integriert. Bei bene ist die Planung diffiziler, weil das Unternehmen größer ist. Mehr Aspekte sind zu berücksichtigen: Der Produktionsplaner muss die Ware für die gebildeten Touren just-in-time zur Verfügung stellen. Dabei muss er eine Vielzahl von Produktionslinien unter Berücksichtigung derer Kapazitäten ausnivellieren, so dass ein ausgeglichenes Produktionsprogramm bei optimalen Logistikkosten entsteht. Das ist bei 12-15 Produktionsbereichen eine hohe Anforderung, die an eine vorausschauende und übergreifende Planung gestellt wird.

Deswegen evaluiert Morawetz aktuell auch das Softwaresystem „Order Slotting & Scheduling“ von flexis. Es glättet die Eintaktung der Touren über die Produktionsaufträge hinweg, und macht die Daten hinsichtlich Verfügbarkeit von Ressourcen durchgängig transparent. Die Transportplanung wird damit auf die Produktionskapazitäten und mögliche Verladezeitfenster innerhalb der Lieferketten abgestimmt, wodurch die tägliche Planung in Echtzeit gesteuert wird.

Die Verknüpfung der Transport- mit der Produktionsplanung und die Integration aller Firmen in eine einheitliche Transportplanung zeigt schnell positive Effekte. Denn bei hali sieht Peter Morawetz bereits, dass „der Grundprozess wesentlich schneller geworden ist. Es müssen keine Papierstapel mehr durchsucht werden, viele manuelle Prozesse sind weggefallen“. Die eingangs erwähnten Produktivitätsgewinne sind hoch.

Nach dem Umstieg auf die integrierte Produktions- und Transportplanung, ist eine weitere Aufgabe in Planung: die Montageplanung in Österreich und das Wechselbrückenmanagement über alle Marken hinweg. Aber das ist eine neue Geschichte.

Wenn die Disposition eine Position nachliefern muss

Normalerweise werden ganze Aufträge disponiert. Es kommt aber immer wieder zu Ausnahmen. Die Software muss diese bearbeiten können, damit nicht wieder manuell umgeplant werden muss. Ein Beispiel: Ein Kunde will für ein Projekt 1.000 Arbeitsplätze, die alle gleich aussehen, einrichten, und bestellt vier Positionen mit 1.000 Tischen, 1.000 Rollcontainern, 1.000 Stühlen und 1.000 Schränken. „Das können wir in der Produktion aber so nicht liefern, weil ggf. Produktions- oder Qualitätsprobleme auftreten. Damit muss ein Aufsplitten auf einzelne Lieferpositionen durchgeführt werden.“ Dazu ist nur ProfiTOUR in der Lage. Wenn es zudem zu einem Rückstand in der Produktion kommen sollte, ein Tisch z. B. nachgeliefert wird, muss dieser auch nachverplant werden. Die Tourenplanung muss also 999 Tische und eine Nachlieferung einplanen können. Auch hier kommt es wieder darauf an, die Bestellung bis auf Einzelteile / Lieferpositionen aufzudröseln. Diese Detailtiefe ist mit ProfiTOUR möglich.

From paper and pencil to automated routing